Archiv der Kategorie: Kino für Menschenrechte

Kino: Nairobi Half Life

In Afrika gibt es eine äußerst lebendige Filmkultur,  deren Werke allerdings nur selten den Weg in die Kinos anderer Kontinente finden. Der deutsche Regisseur Tom Tykwer hat deswegen begonnen, sich in Kenia als Produzent zu engagieren und so das Debut von Tosh Gitonga auf den Weg gebracht.

Nairobi_posterMwas lebt in der kenianischen Provinz und verkauft DVDs. Er selber liebt das Schauspielen und ist auch talentiert. Als er in der Hauptstadt Nairobi sein Glück versuchen will, wird er zuerst einmal mit dem Alltag in der Metropole konfrontiert. Der ist nicht einfach, und der Weg auf die Bühne mit einigen Hürden gespickt. Mwas hat eine Idee im Kopf: Er will Schauspieler werden. Mit diesem Traum und seinem Talent zieht er aus dem Dorf nach Nairobi, das nicht umsonst den Übernamen «Nai Robbery» trägt.

Mwas muss viel lernen. Allein kämpft er um seine Chance im Grossstadt-Dschungel, um seine Zukunft. Er landet in einer Gang, behält aber seinen Traum vom Schauspielen immer fest im Blick, beginnt ein gefährliches Doppelleben zwischen Off-Theatertruppe und Raubzügen. «Nairobi Half Life» überrascht. Das ist ein pulsierender Gangsterfilm aus Kenia: lustig, traurig, hart – wie das Leben in Nairobi: Ein authentischer Einblick in Afrikas Grossstädte. David Tosh Gitongas Regiedebüt spiegelt die Erfahrung zahlloser Afrikaner wider, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben vom Land ins raue Klima übervölkerter Städte ziehen. Und er zeigt, wie erfrischend das junge Kino ist.

Als Gesprächspartner für die anschließende Diskussionsrunde mit dem Publikum haben wir Volker Eigemann eingeladen. Er ist Mitglied des Freundeskreises Espace Masolo e. V. Das Zentrum Espace Masolo in Kinshasa, Kongo betreut ehemalige Straßenkinder. Neben Schulbildung und dem Erlernen künstlerischer und kunsthandwerklicher Fähigkeiten wird hier auch die Bewältigung traumatischer Erfahrungen durch Theater, Musik oder Malerei ermöglicht. In den letzten Jahren fanden  Austausch-Begegnungen mit der Brass-Band Belakongo aus Wuppertal statt, die Volker Eigemann zusammen mit zwei Kollegen leitet.

Nairobi Half Life
Spielfilm, Kenia 2012, 96 Minuten, OmU

Dienstag, 10. Mai 2016, 19:00 Uhr
Forum der Bergischen VHS Solingen, Mummstr. 10

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Konzert von Belakongo und Fanfare Masolo in Kinshasa. Foto: Volker Eigemann
Konzert von Belakongo und Fanfare Masolo in Kinshasa. Foto: Volker Eigemann

Weitere Infos zur Filmreihe:
Focus Africa – Kino für Menschenrechte 2016

In Kooperation mit dem Afrika-nrw.net, Forum für Soziale Innovation und der Bergischen VHS Solingen.

Perspektiven für Afrika

Mohamed ist schon einmal gescheitert. Sein Versuch, die EU über die Kanarischen Inseln zu erreichen endete in einem Flugzeug nach Bamako. Aber seine Mutter schickte ihren ältesten Sohn wieder los, er muss die Familie unterstützen und in Mali sieht sie keine Chance. Also machte Mohamed sich wieder auf den Weg über Algerien nach Marokko. Die deutsche Filmemacherin Miriam Faßbender begleitete Mohamed und seine Weggefährten mit der Kamera, teilweise filmten sie selbst, wo die Begleitung zu gefährlich wurde. Es waren zermürbend lange Monate, in denen die jungen Männer Geld für die Schlepper verdienen mussten, ständig in Angst vor willkürlicher Abschiebung.

Der Dokumentarfilm „Fremd“ war der erste Beitrag in unserer diesjährigen Reihe „Kino für Menschenrechte — Focus Africa“. Er bewegte die etwa 20 Zuschauer und hinterließ einige Fragen. Warum müssen diese jungen Männer überhaupt ihre afrikanische Heimat verlassen? Wie lassen sich menschenwürdige Perspektiven für sie entwickeln?

Palasie_paper
„Anstöße zur Diskussion — Von Flüchtlingen, anderen MigrantInnen und inkohärenter Politik“ heißt eine Broschüre, die gerade von Serge Palasie beim Eine Welt Netz NRW herausgegeben wurde.

Als Diskussionspartner war an dem Abend Serge Palasie gekommen, Leiter der Fachstelle Flucht, Migration und Entwicklung im Eine Welt Netz NRW. Er lernte Mali während seiner Studienzeit kennen. „Natürlich sind viele Probleme in Afrika hausgemacht, also durch Korruption und mangelhafte Regierungen. Aber selbst wenn das alles einmal funktionieren sollte, sind da immer noch riesige Hürden für die Wirtschaftsentwicklung, an denen auch die EU nicht unschuldig ist.“ Freihandelsabkommen wie TTIP, die derzeit in in Deutschland heiß diskutiert werden, existieren auch zwischen der EU und afrikanischen Staaten, die auf dem freien Markt jedoch nicht annähernd konkurrenzfähig sind.

Aber auch Indien und China haben inzwischen mehr als einen Fuß in der Tür. „Warum fällt es gerade den afrikanischen Staaten so schwer, sich zu behaupten und eigene Perspektiven zu entwickeln?“, kam eine Frage aus dem Publikum. „Ich glaube, ein großer Unterschied liegt in 400 Jahren Sklavenhandel. Das hinterlässt Spuren in einer Gesellschaft und zerstört Vertrauen“, vermutet Serge Palasie.

Geregelte Wege, um in westlichen Ländern zu studieren und zu arbeiten und anschließend das Gelernte bzw. Verdiente wieder in der afrikanischen Heimat zu investieren scheinen kein effektiver Ausweg zu sein. „Die wenigsten gehen zurück, wenn sie sich einmal woanders etabliert haben, denn die Verdienstmöglichkeiten in Afrika bleiben sehr begrenzt“, erzählte Palasie. Ein weiterer zunächst positiv scheinender Aspekt, dass Auswanderer Geld schicken, um zum Beispiel den Schulbesuch von verwandten Kindern zu ermöglichen, kann sich auch ins Gegenteil verkehren. „Es kann so weit gehen, dass sich Arbeit nicht mehr lohnt.“

Einzelne Länder sind inzwischen auf einem guten Weg sich zu entwickeln. „Aber das sind meist kleine, für das große Ganze unbedeutende Länder. Solange große und einwohnerstarke Staaten wie Nigeria und Kongo die Kurve nicht kriegen, bleibt es sehr schwierig in Afrika“, resümierte Palasie.

„Anstöße zur Diskussion — Von Flüchtlingen, anderen MigrantInnen und inkohärenter Politik“ heißt eine Broschüre, die gerade von Serge Palasie beim Eine Welt Netz NRW herausgegeben wurde.

Interview von Serge Palasie mit Inge Heck-Böckler, Amnesty International-Mitglied und Referentin für Flüchtlingsfragen im Bezirk Aachen, Landesbeauftragte in NRW für politische Flüchtlinge und Leiterin der Themenkoordinationsgruppe Antirassismus.

 

Kino: Fremd

Fremd_PosterDer Dokumentarfilm „Fremd“ von Miriam Faßbender ist der erste Beitrag unserer diesjährigen Film-Reihe mit dem Schwerpunkt Afrika.

„Fremd“ beschreibt den von der Not diktierten Aufbruch eines jungen Maliers nach Europa. Seit zweieinhalb Jahren ist er unterwegs in eine Welt, in der er nie leben wollte. Der Film sucht die Beweggründe für diese Flucht und gewährt Einblick in die Lebensumstände und den zermürbenden Alltag von Migranten auf ihrem Weg vom subsaharischen Afrika über Algerien und Marokko nach Europa. Er zeigt ihr Leben, das geprägt ist von Hetze und Hoffnung, Flucht und Stillstand. Vom Leben als jahrelanger Reisender und vom Überleben in der Fremde.

Als Referenten für das anschließende Gespräch haben wir Serge Palasie eingeladen. Er ist Leiter der Fachstelle Flucht, Migration und Entwicklung im Eine Welt Netz NRW.

Fremd
Dokumentarfilm, D 2011, 92 Minuten, OmU

Dienstag, 12. April 2016, 19:00 Uhr
Forum der Bergischen VHS Solingen, Mummstr. 10

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Foto: Miriam Fassbender
Foto: Miriam Faßbender

Weitere Infos zur Filmreihe:
Focus Africa – Kino für Menschenrechte 2016

Kino: The act of killing

„The act of killing“ ist der vierte Film unserer Reihe „Kino für Menschenrechte 2015“ und führt uns nach Indonesien.

Killing_hoch_rgbIn einem Land, das Mörder als Helden feiert, wagt es Joshua Oppenheimer mit »The Act Of Killing«, sich dem Tabu und dem Terror zu stellen. Um die Geschichte des Genozids an über einer Million vermeintlicher Kommunisten in Indonesien nach dem Militärputsch 1965 zu erzählen – eine Geschichte, die die Opfer und ihre Nachfahren auch heute noch nicht zu erzählen wagen – entscheidet sich der junge amerikanische Regisseur für den einzig möglichen Weg: Er spricht mit den Mördern. Stolz und frei von jeglicher Reue erzählen sie von den Morden und sind freudig bereit, ihre Taten nachzuspielen und sich selbst zu inszenieren. Das Filmprojekt bringt die Männer schließlich zum Reden und zum Nachdenken über ihre Taten, die sie bisher nie reflektiert haben. Die Inszenierung der Realität ist wirklicher geworden, als es die Taten für die Männer je waren.

Ausgezeichnet mit dem Europäischen Filmpreis als Bester Dokumentarfilm 2013

Nominiert für den Oscar® als Bester Dokumentarfilm 2013

Das ungwöhnliche Filmprojekt setzte Joshua Oppenheimer mit „The look of silence“ aus der Perspektive der Opfer fort. Dieser Film gewann 2015 in Venedig den Preis der Jury und bei der Berlinale den Friedensfilmpreis. Er läuft derzeit in den deutschen Kinos.

Als Referent wird uns Karl Mertens von der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft Köln besuchen. Die DIG ist die älteste Gesellschaft dieser Art in Deutschland und verfügt über langjährige Beziehungen zu dem Inselstaat.

The act of killing
Dokumentarfilm, DK/N/GB 2012, 122 Minuten, OmU, FSK 16

Dienstag, 1. Dezember 2015, 19:00 Uhr
Forum der Bergischen VHS Solingen, Mummstr. 10
Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Photo von Anonym © Final Cut For Real APS, Piraya Film AS und Novaya Zemlya LTD, 2012
Photo von Anonym © Final Cut For Real APS, Piraya Film AS und Novaya Zemlya LTD, 2012

Focus Africa – Kino für Menschenrechte 2016

Menschenrechte verstehbar machen: ihre Bedeutung, ihre Notwendigkeit, ihre Verletzlichkeit. Filme sehen, die uns Einblicke geben in eine Welt jenseits unseres täglichen Horizonts.

aiKino2016Die Solinger Gruppe von Amnesty International zeigt auch 2016 wieder zwei Spielfilme und zwei Dokumentarfilme. Sie erzählen meistens nicht von der Sonnenseite des Lebens, aber oft von der Hoffnung und der Sinnhaftigkeit, nicht nachzulassen im Einsatz für die weltweite Umsetzung und Einhaltung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. In diesem Jahr legen wir mit FOCUS AFRICA in Kooperation mit Afrika-NRW.net den Schwerpunkt auf einen Kontinent im Umbruch. Es geht dabei um Themen wie Migration, (Über-)leben in der Großstadt, Verfolgung von Homosexuellen und die Auswirkungen von Bürgerkriegen.  Wir laden Sie ein, nachzufragen und mit uns und den eingeladenen Referentinnen und Referenten zu diskutieren.

Denn die Erfahrung von Amnesty International zeigt: Es kann sich etwas bewegen. Immer dann, wenn Menschen über Menschenrechte sprechen. Wenn die Öffentlichkeit nicht weg-, sondern hinschaut.

Wann? Jeweils dienstags 19:00 Uhr
Wo? Im Forum der Bergischen VHS Solingen, Mummstr. 10, 42651 Solingen

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Download Flyer: aiKino2016web.pdf

Kino: La misma luna

„La misma luna – derselbe Mond“ ist der dritte Film unserer Reihe „Kino für Menschenrechte 2015“ und führt uns an die mexikanisch-amerikanische Grenze.

La misma luna. Quelle: Fox searchlight pictures
La misma luna. Quelle: Fox searchlight pictures

Der neunjährige Carlitos lebt in Mexiko bei seiner Großmutter, da seine Mutter in Los Angeles illegal als Hausmädchen arbeitet, um die Familie zu unterstützen. Seit vier Jahren hat er sie nicht mehr gesehen. Als die Großmutter stirbt, beschließt er, allein zu seiner Mutter zu reisen und beschreitet damit einen steinigen Weg: Zunächst passiert er die Grenze in einem Auto versteckt, verbringt die Nacht in einem Lager für illegale Arbeiter, arbeitet zeitweise auf einer Tomatenplantage und in einer Imbissküche, bis eines Tages der große Moment gekommen ist, an dem er seine Mutter zu treffen hofft. Für die mexikanischen Arbeitskräfte ist der Kampf um die Arbeitserlaubnis seit vielen Jahren ein brisantes Thema und der Film verarbeitet dies auf besonders menschliche und mitfühlende Weise, ohne ins Politische zu gehen. „La Misma Luna“ zielt auf die essentielle Bedeutung der familiären Bande eines jeden Menschen ab. (Quelle: Blickpunkt: Film)

Die Geschichte wurde mit bekannten mexikanischen Schauspielern verfilmt und lief in Mexiko sehr erfolgreich. Welche Rolle solche scheinbar unpolitischen Filme für die dortige Gesellschaft spielen und wie sich die tieferliegenden Hintergründe dieser anhaltenden Migrationsbewegung darstellen möchten wir mit dem Referenten José Rodrigo Alcántara Serrano diskutieren. Er arbeitet als Dozent an der katholischen Fakultät der Uni Münster.

La misma luna
Spielfilm, Mexico/USA 2007, 112 Min.

Dienstag, 20. Oktober 2015, 19:00 Uhr
Forum der Bergischen VHS Solingen, Mummstr. 10
Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Weitere Infos zu unserer Filmreihe:
amnesty-solingen.de/kino-fuer-menschenrechte-2015